In einem informativen Onlineseminar zum Thema „Ambulante Netzwerke bei MS: Welche Ärzt*innen brauche ich?“ stellte Dr. med. Oliver Fasold, niedergelassener Neurologe aus Berlin, die zentralen Anlaufstellen für Menschen mit MS vor und betonte, wie wichtig ein gut organisiertes Netzwerk für die langfristige Versorgung ist.
Die Grundlage jeder MS-Behandlung ist die enge Zusammenarbeit zwischen Neurologie, Hausarztpraxis und Radiologie. Je nach individueller Symptomatik und Situation kommen weitere Fachärzt*innen hinzu – etwa Urolog*innen, Gynäkolog*innen und Psychotherapeut*innen sowie ergänzende Angebote wie Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie.
Dr. Fasold zeigte anhand zweier typischer Verläufe auf, wie unterschiedlich der Weg zur Diagnose und Versorgung beginnen kann:
- Schwere Symptome: Wer mit akuten Beschwerden in die Rettungsstelle einer Klinik kommt, wird meist direkt auf der neurologischen Station aufgenommen. Dort erfolgen MRT, Lumbalpunktion und eine Schubtherapie. Nach etwa einer Woche wird die Person in der Regel entlassen – oft mit Anbindung an die Ambulanz der Klinik. Allerdings können einige Klinikambulanzen keine Überweisungen ausstellen oder Laborkontrollen durchführen, was eine zusätzliche hausärztliche Betreuung notwendig macht.
- Leichtere Symptome: Bei milderen Beschwerden ist der Hausarzt häufig die erste Anlaufstelle. Von dort führt der Weg in die Neurologie und anschließend in die Radiologie. Meist können viele Schritte der Diagnose, Therapie und Überwachung ambulant in einer neurologischen Schwerpunktpraxis durchgeführt werden.
Worauf sollte man bei der Wahl eines Neurologen achten?
Ein zentraler Punkt des Vortrags war die Wahl einer geeigneten neurologischen Praxis. Je nach Lebenssituation und Krankheitsverlauf können dabei unterschiedliche Anforderungen wichtig sein. Dr. Fasold rät, gezielt nach folgenden Aspekten zu fragen:
- Ist eine ambulante Immun- und Schubtherapie möglich?
- Können alle relevanten Laborwerte regelmäßig bestimmt werden?
- Werden Überweisungen zu weiteren Fachrichtungen sowie Heilmittelverordnungen (Physio-, Ergo-, Logopädie) unkompliziert ausgestellt?
- Besteht die Möglichkeit, sich krankschreiben zu lassen?
- Gibt es eRezepte oder digitale Angebote wie Videosprechstunden oder Fernüberwachung?
- Unterstützt die Praxis bei Reha-Anträgen oder beim Kontakt zum Versorgungsamt?
- Wie gut ist die Erreichbarkeit? Gibt es flexible Terminvergaben oder Notfalltermine?
- Besteht Zugang zu klinischen Studien oder zur Teilnahme am MS-Register?
- Wie häufig wechselt das Personal? Eine kontinuierliche Betreuung durch vertraute Gesichter ist besonders bei MS wichtig.
Ambulante Netzwerke stärken Lebensqualität und Selbstbestimmung
Das Seminar unterstreicht, wie wichtig ein gut vernetztes ambulantes Versorgungssystem ist, in dem verschiedene Fachdisziplinen eng zusammenarbeiten, um die Lebensqualität von MS-Betroffenen zu verbessern.
Eine langfristige, individuell abgestimmte Versorgung mit gut erreichbaren Ansprechpartner*innen aus verschiedenen Disziplinen kann helfen, Komplikationen zu vermeiden, Beschwerden frühzeitig zu behandeln und sich im Alltag sicherer zu fühlen.
Ambulante Netzwerke verbessern damit nicht nur die medizinische Betreuung – sondern auch die Selbstbestimmung und Lebensqualität der Betroffenen.
👇 Höre hier in das ganze Seminar mit Dr. Fasold rein.
Die Aufzeichnung zu diesem Artikel

Ambulante Netzwerke bei MS: Welche Ärzt*innen brauche ich?
In diesem Online-Seminar erklärt Dr. med. Oliver Fasold vom Neurozentrum Tempelhof Berlin, warum eine spezialisierte und interdisziplinäre Versorgung für Menschen mit Multipler Sklerose (MS) so entscheidend ist. Erfahre, wie verschiedene medizinische Fachrichtungen zusammenwirken, welche Rolle MS-Schwerpunktpraxen spielen und worauf du bei der Wahl deiner betreuenden Ärzt*innen achten solltest.