Studien belegen, dass körperliche Aktivität für fast alle Menschen von Vorteil ist – unabhängig von Geschlecht, Alter oder bestehenden Erkrankungen wie Diabetes oder Bluthochdruck. Allerdings kann im Leistungssport ein Punkt erreicht werden, an dem die Risiken und Verletzungsgefahren überwiegen und die positiven Effekte ins Gegenteil kippen. Doch für die meisten gilt: Bewegung hat positive Effekte.
Prof. Mäurer stellte eine Studie vor, in der 400.000 Datensätze einer taiwanesischen Krankenversicherung analysiert wurden. Dabei zeigte sich, dass eine hohe körperliche Aktivität die Sterblichkeit senken und die Lebenserwartung steigern kann.4 Prof. Mäurer führte weiter aus, dass bei zahlreichen Erkrankungen – etwa Diabetes, COPD, Herzschwäche, Arthrose oder Depressionen – Bewegung zudem nicht nur die Entstehung der Erkrankung verhindern und die Symptome lindern, sondern auch die körperliche Fitness, Muskelkraft und Lebensqualität verbessern kann. Doch ist das auch bei MS der Fall?
Kann Sport bei MS das Risiko der Erkrankung senken?
Eine Studie aus dem Jahr 2016 untersuchte, ob körperliche Aktivität das Risiko einer MS-Erkrankung verringern kann. Dabei wurde analysiert, wie aktiv die Proband*innen im Jugendalter und als junge Erwachsene bis zum 22. Lebensjahrwaren. Das Ergebnis: Es konnte kein Zusammenhang zwischen Aktivität in jungen Jahren und dem späteren MS-Risiko festgestellt werden.3
„Es gibt kein Medikament und keine Maßnahme, die einen vergleichbaren Effekt hat wie das körperliche Training. Gäbe es ein solches Medikament mit solch hervorragenden Wirkungen und quasi ohne Nebenwirkungen, wäre jeder Arzt gehalten, es zu verschreiben.“
Prof. Dr. Wildor Hollmann, 1925-2021, Internist und Sportmediziner, ehem. Rektor der Deutschen Sporthochschule Köln
Prof. Mäurer betont daher, dass es nur eine schwache und wenig überzeugende wissenschaftliche Evidenz gebe, dass Bewegung und das Risiko einer MS-Erkrankung senke. Die Wahrscheinlichkeit, dass körperliche Aktivität schützend wirkt, ist demnach eher gering. Doch wie wirkt sich Bewegung aus, wenn die Krankheit bereits ausgebrochen ist?
Verändert körperliche Aktivität den MS-Verlauf?
Noch in den 1990er Jahren wurde in neurologischen Lehrbüchern nur eine mäßige körperliche Belastung für MS-Betroffene empfohlen. Diese Ansicht gilt mittlerweile als überholt, stellt Prof. Mäurer fest. Eine Studie an einem MS-Mausmodell ergab, dass Mäuse, die Ausdauer- oder Krafttraining absolvierten, später und milder an MS erkrankten. Körperliche Aktivität zeigte hier eine positive Wirkung auf den Krankheitsverlauf.2
Auch in einer eigenen Untersuchung konnte Prof. Mäurer feststellen, dass bei MS-Patient*innen, die im Alltag aktiver und körperlicher fitter waren, weniger Schübe auftraten. Eine Metaanalyse, die die Daten mehrerer Studien auswertete, zeigte zudem, dass eine erhöhte körperliche Aktivität das relative Risiko für Schübe um 27 % senken kann1.
Zusammenfassend stellt Prof. Mäurer fest: Körperliche Aktivität ist aus neuroimmunologischer Sicht unbedenklich und löst keine Schübe aus. Stattdessen kann sie sich positiv auf Psyche, Kognition, Fatigue und Lebensqualität auswirken. Sport sollte daher ein fester Bestandteil der MS-Therapie sein.
Weitere Infos findet ihr im vollständigen Vortrag von Prof. Mäurer auf YouTube:
Die Aufzeichnung zu diesem Artikel

Wie wirkt sich Sport auf die MS aus?
In seinem motivierenden Vortrag gibt Prof. Dr. med. Mathias Mäurer wertvolle Einblicke in die entscheidende Rolle von Bewegung und Sport bei Multipler Sklerose, räumt mit verbreiteten Missverständnissen auf und zeigt, wie gezielte Aktivität den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann. Jetzt reinschauen und mehr erfahren!