Vitamin D wird oft als das Sonnenvitamin bezeichnet, da es mithilfe von UV-B-Strahlung über die Haut aufgenommen werden kann. Unser Körper kann es selbst herstellen, vorausgesetzt, es gibt ausreichend Sonneneinstrahlung. In den Sommermonaten ist die beste Zeit für ein kurzes Sonnenbad zwischen 10 und 14 Uhr. Die Sonne steht dabei in einem sehr günstigen Winkel und unser Körper kann innerhalb von 20 Minuten bei freiem Gesicht und Armen ca. 10.000 – 20.000 I.E. Vitamin D bilden.
Die Effektivität der Eigensynthese hängt von verschiedenen Faktoren ab unter anderem von Tages- und Jahreszeit, Wetter, Hauttyp, Alter, Körpergewicht, Umgebung, Kleidung und Aktivität. Einem zu großen Risiko solltest du dich auch nicht aussetzen, denn zu viel Sonne erhöht das Hautkrebsrisiko. Von Oktober bis März reicht die Sonneneinstrahlung leider nicht mehr aus, um genügend Vitamin D aufzunehmen, da die Sonne in diesen Monaten zu niedrig steht. Hinzu kommen die Einflüsse des modernen Lebenswandels. Weniger Aktivitäten im Freien, dafür der vermehrte Aufenthalt in geschlossenen Räumen, z.B. bei der Arbeit.
Die Versorgung über Nahrungsmittel ist eher schwierig, da sie nicht wirklich relevante Mengen an Vitamin D enthalten. Zum Beispiel fetter Seefisch, bestimmte Innereien, Speisepilze, Eier und Schokolade versorgen uns mit Vitamin D über die Ernährung.
Fun-Fact: Um den Körper mit 20 Microgramm (800 I.E.) Vitamin D zu versorgen müssten wir umgerechnet etwa sechs Tafeln dunkle, oder zehn Tafeln Vollmilchschokolade essen.
Sollte auch unter einer Supplementierung der Vitamin-D-Spiegel nicht steigen, sollten verschiedene Faktoren einmal genauer unter die Lupe genommen werden. Beispielsweise kann bei Verdauungsbeschwerden und einer gestörten Darmbarriere nicht genügend Vitamin D aufgenommen werden. Ebenso können verschiedene Medikamente (z.B. Antiepileptika oder Zytostatika) den Vitamin-D-Stoffwechsel beeinträchtigen.
Auch die Art und Weise wie wir das Vitamin-D-Präparat einnehmen hat einen Einfluss darauf, wie gut die Aufnahme ist. Da Vitamin D fettlöslich ist, solltest du darauf achten, es mit einer fettreichen Mahlzeit einzunehmen.
Bei Umwandlung und Transport von Vitamin D wird Magnesium benötigt. Je höher der Vitamin- D-Spiegel, desto höher der Magnesium-Bedarf. Steigt also der Vitamin-D-Spiegel trotz Nahrungsergänzung nicht, sollte der Magnesium-Anteil in der Ernährung erhöht werden (Nüsse, Samen, Mandeln, Erdnüsse, Fenchel, Brokkoli, Kohlrabi, Kartoffeln, Meerrettich und magnesiumreiches Mineralwasser). Auch hier kann eine Ergänzung sinnvoll sein.
Obwohl Vitamin D als Vitamin bezeichnet wird, verhält es sich eher wie ein Prohormon, da es zahlreiche Steuerungsprozesse im Körper übernimmt. Neben der Unterstützung der Knochenhärtung beeinflusst es das Immunsystem, den Menstruationszyklus und die Hormonsynthese. Neue Studien zeigen, dass Vitamin D auch die Ausschüttung von Insulin beeinflusst, Diabetes Typ-2 vorbeugen kann und positive Auswirkungen auf die Psyche hat, was besonders für Menschen mit MS relevant ist.
In einer Studie wurde der Einfluss von Vitamin D auf die Kognition untersucht. Bei allen Teilnehmer*innen wurde zu Beginn dieser Studie die Hirnfunktion untersucht. Mit Hilfe eines ausführlichen Fragebogens wurde die Lebensweise, körperliche Aktivität, Angststörungen und das soziale Umfeld der Teilnehmer*innen analysiert. Nach 3 Monaten erfolgte eine Kontrolle und es zeigte sich, dass die Hirnfunktion sich verbesserte, je höher der Vitamin-D-Spiegel war. Auch die Angststörungen gingen zurück.
Eine ausreichende Vitamin-D-Versorgung ist nicht nur wichtig für die Knochen, zur Vorbeugung von Osteoporose, sondern auch für die Regulation der T-Zellen. Dies hilft, Aktivierungen und Entzündungen vorzubeugen sowie die Zerstörung von Geweben einzudämmen.
Insgesamt zeigt die Forschung eine klare Verbindung zwischen Vitamin D und dem Verlauf von MS. Durch eine gezielte Vitamin-D-Versorgung können nicht nur körperliche, sondern auch psychische Aspekte positiv beeinflusst werden.
Vitamin D spielt eine Rolle bei der Regulierung der Zellteilung und des Zellwachstums. Es beeinflusst somit nicht nur die Knochengesundheit, sondern auch die Funktionsweise anderer Gewebe und Organe im Körper.
Ein ausreichender Vitamin-D-Spiegel könnte auch einen positiven Einfluss auf die Muskulatur haben. Es wird angenommen, dass Vitamin D die Muskelkraft und -funktion unterstützt, was insbesondere für Menschen mit MS von Bedeutung sein kann, da Muskelschwäche und Koordinationsprobleme häufige Symptome sind.
Es gibt Hinweise darauf, dass Vitamin D auch eine Rolle bei der Erhaltung der Herz-Kreislauf-Gesundheit spielt. Ein gesunder Vitamin-D-Spiegel könnte das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen reduzieren. Außerdem weisen Studien darauf hin, dass Vitamin D auch eine Rolle bei der Regulation des Blutzuckerspiegels spielen könnte. Dies ist insbesondere für Menschen mit MS wichtig, da Diabetes eine häufige Begleiterscheinung sein kann.
Neben seiner möglichen Rolle bei der Reduzierung von Entzündungen im Nervensystem könnte Vitamin D auch direkte Auswirkungen auf neurologische Funktionen haben. Forschung in diesem Bereich ist noch im Gange, aber es besteht die Hoffnung, dass Vitamin D neuroprotektive Eigenschaften besitzt.
Auch wird Vitamin D oft mit der Regulation von Stimmung und psychischer Gesundheit in Verbindung gebracht. Ein ausgewogener Vitamin-D-Spiegel könnte daher nicht nur körperliche, sondern auch emotionale Wohlbefinden unterstützen.
“Aktuelle Forschungen deuten auf einen möglichen Zusammenhang zwischen Vitamin-D-Mangel und dem Risiko der Entwicklung von MS hin. Vitamin D wird vermutet, eine entscheidende Rolle bei der Modulation des Immunsystems zu spielen. Klinische Studien haben auch die Auswirkungen von Vitamin-D-Supplementierung bei MS-Patienten untersucht. Einige Ergebnisse deuten darauf hin, dass Vitamin-D-Substitution die Häufigkeit und Schwere von MS-Schüben reduzieren kann. Diese Ergebnisse sind jedoch nicht einheitlich schlüssig, und es ist mehr Forschung erforderlich, um feste Empfehlungen zu etablieren.”
Prof. Dr. Sven Meuth, Direktor der Klinik für Neurologie an der Universitätsklinik Düsseldorf
Für Menschen mit Autoimmun- und chronisch entzündlichen Erkrankungen, einschließlich MS, wird ein Vitamin-D-Spiegel von 60 bis 90 ng/ml empfohlen. Eine Supplementierung mit Vitamin-D3-Präparaten kann dazu beitragen, einen Mangel auszugleichen.
Leider ist die, von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), empfohlene Dosierung von 800 I.E. oft nicht ausreichend. Studien zeigen, dass eine tägliche unbedenkliche Einnahme (Tolerable Upper Intake Level) von bis zu 4.000 I.E. (100 µg) möglich ist. Wichtig ist jedoch, den Vitamin-D-Spiegel regelmäßig kontrollieren zu lassen und ggf. Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten von einem Arzt ausschließen zu lassen.
Vitamin D sollte in Kombination mit Vitamin K2 eingenommen werden. Beide Vitamine wirken synergistische und die Substitution von Vitamin D kann zu einem Mangel an K2 führen. Dies ist besonders bei höheren täglichen Dosen über 2.000 I.E. der Fall und kann zu einer Umkehrung der sonst positiven Effekte von Vitamin D führen.
Eine interessante Studie von 2014 konnte nachweisem, dass sich die Schubrate um 57 % reduzieren ließ, wenn im ersten Jahr ein Vitamin-D-Spiegel von über 50 nmol/l im Blut vorlag. Diese Ergebnisse zeigen die Wichtigkeit dafür, den Vitamin-D-Spiegel regelmäßig kontrollieren zu lassen und eine individuelle Supplementierung durchzuführen.