Vitamin D ist eigentlich ein fettlösliches Hormon, dessen Vorstufen mit Hilfe von UV-Strahlung in unserer Haut gebildet werden. Daher stammt auch die Bezeichnung „Sonnenhormon“. Neben der Produktion durch Sonnenlicht können wir einen kleinen Anteil auch über Lebensmittel, wie beispielsweise Fisch, aufnehmen.
Doch wie steht es um die Beziehung zwischen Vitamin D und Multiple Sklerose? Kann ein Vitamin D-Mangel die MS beeinflussen? Welche praktischen Empfehlungen gibt es für die Einnahme von Vitamin D bei MS? Niklas Huntemann von der Klinik für Neurologie des Universitätsklinikums Düsseldorf beleuchtete diese und weitere Fragen in einem unserer informativen medizinischen Online-Seminare.
Vitamin D spielt eine entscheidende Rolle im Calcium- und Phosphatstoffwechsel, stärkt die Knochengesundheit und beeinflusst Tumore. Besonders relevant für den Zusammenhang mit MS ist jedoch seine Wirkung auf Immunzellen. Vitamin D hat sowohl anti-entzündliche als auch neuroprotektive Effekte bei MS: Es wirkt günstig auf die Blut-Hirn-Schranke, fördert die Remyelinisierung und induziert neurale Stammzellen.
Vitamin D-Spiegel:
Die Bestimmung des Vitamin-D-Status erfolgt durch die Messung von 25-Hydroxyvitamin-D im Blut. Dieses 25(OH)D ist ein Vorläufer des aktiven Vitamin D und wird in den Einheiten nmol/l oder ng/ml angegeben.
Das Robert Koch-Institut bewertet Werte von über 50 nmol/l (oder 20 ng/ml) als ausreichend. Bei niedrigeren Werten kann ein Mangel oder eine suboptimale Versorgung vorliegen.
Robert Koch-Institut
Vitamin D konnte in Studien als Risikofaktor für das Auftreten einer MS bestätigt werden. Es zeigte sich, dass MS in Ländern, die weiter vom Äquator entfernt liegen, häufiger auftritt. In diesen Ländern führt die geringere UV-Strahlung zu einem durchschnittlich niedrigeren Vitamin D-Spiegel. Huntemann betont in seinem Vortrag auch, welchen Einfluss eine geringe UV-Exposition insbesondere im Kindesalter haben kann. Und auch die Jahreszeit bzw. die Sonnenstrahlung während einer Schwangerschaft kann das MS-Risiko des Kindes beeinflussen.
Für MS-Betroffene ist besonders interessant, welchen Einfluss die Einnahme von Vitamin D auf den Krankheitsverlauf haben kann. Kann das Risiko für neue Schübe und Läsionen reduziert werden? Huntemann zeigt anhand von Studiendaten, dass insbesondere in frühen Krankheitsstadien ein niedriger Vitamin D-Spiegel mit einem erhöhten Risiko für einen aktiveren entzündlichen Verlauf der Multiple Sklerose verbunden sein kann.
Huntemann stellt in seinem Vortrag weiterhin fünf Studien vor, die den Effekt von Vitamin D zusätzlich zu einer Basistherapie untersuchten. Der Effekt lässt sich anhand der Studien jedoch nicht eindeutig bestimmen. Gleich zu Beginn räumt Huntemann außerdem mit der Frage auf, ob es für die hochdosierte Einnahme von Vitamin D bei MS eine eindeutige Beweislage durch Studien gibt. Die gibt es bisher nicht.
Abschließend fasst Huntemann nochmal die praktischen Empfehlungen zur Dosierung von Vitamin D bei Multiple Sklerose zusammen und thematisiert die möglichen Nebenwirkungen. Denn hohe Dosen von Vitamin D können, so Huntemann, Nebenwirkungen verursachen, die den Symptomen einer MS ähneln.
Erfahre mehr zur aktuellen Studienlage rund um Vitamin D bei MS und den daraus abgeleiteten Empfehlungen für die Praxis.
Erfahre mehr zur aktuellen Studienlage rund um Vitamin D bei MS und den daraus abgeleiteten Empfehlungen für die Praxis.